Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans

Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans

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Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Werner Herzog

Darsteller: Nicolas Cage
Eva Mendes
Val Kilmer
Xzibit
Jennifer Coolidge
Fairuza Balk
Brad Dourif

Als zum ersten Mal bekannt wurde, das Werner Herzog einen Film mit Nicolas Cage inszenieren wird und dieser Film dazu auch noch ein Remake sein sollte, war der Aufschrei in der Filmlandschaft groß. Remake, Herzog, Cage, alles Begriffe die so nicht unbedingt zusammen passen. Cage liefert seit einigen Jahren einen schlechten Popcorn-Film nach dem nächsten ab, und scheint die Schauspielerei nur noch des Geldes wegen zu erledigen. Herzog hingegen drehte in den letzten Jahren einige der besten Filme seiner Karriere und ein Remake, so dachte man zunächst, käme für ihn doch wohl jetzt nicht in Frage. Mit der Zeit stellte sich dann Gott sei Dank heraus, dass der Film bis auf den Titel und der Hauptcharakter rein gar nichts mit dem Film von Abel Ferrara aus dem Jahre 92 zu tun haben wird und nach dem ersten Trailer war dies auch definitiv bestätigt worden.

Wie der Titel vermuten lässt, spielt der Film in New Orleans. Der Lieutenant Terence McDonagh(Nicholas Cage) ist ein totales Wrack, blöd das er der Einzige ist, der das selber noch nicht bemerkt hat. Vor einem Jahr rettete er einen Gefängnisinsassen vor dem Ertrinken und wurde für seine Heldentat zum Lieutenant befördert. Doch die bei der Rettung zugezogene Rückenverletzung und damit verbundene starke Schmerzen bleiben ihm auf ewig erhalten. Mit starken Medikamenten und allerlei anderen harten Drogen, versucht der die Schmerzen zu ertragen. Dabei ist dem Junkie jedes Mittel recht. Von Discobesuchern den Stoff einzukassieren, diesen sich dann direkt vor Ort in die Nase oder die Lungen zu jagen und dabei sich noch die Flöte polieren zu lassen, das gehört bei Terence zum guten Ton. Nebenbei erledigt Terence aber weiter seinen Job als Bulle, und das gar nicht mal schlecht, nur eben mit eigenwilligen Methoden. So stößt er auf einen fünffachen Auftrags-Mord an einer kompletten Familie und der Verdacht fällt schnell auf den Drogenkönig Big Fate(Xzibit), doch dank seinen Anwälten kommt man Big Fate so einfach nicht bei. Auf der Suche nach einem Weg den Gangster einzulochen, driftet Terence immer weiter in den Drogensumpf ab und sein Alltag läuft völlig aus dem Ruder. Seine Prostituierten-Freundin Frankie(Eva Mendes) hat Probleme und Gläubiger und misstrauische Kollegen stehen ihm auf den Füßen.

Werner Herzog ist hier ein Film gelungen, der nicht nur den Schauspieler in Nic Cage wieder wachrüttelt, sondern der auch in vielen Punkten irgendwie einzigartig ist. Die Machart des Films erinnert einfach sehr an Herzog, dabei kenne ich gar nicht so viele Filme von ihm, aber gerade der seltsame Humor und die Tieraufnahmen kamen mir direkt bekannt vor, da ich dieses auch schon bei "Aguirre" bemerkte.
Die Story könnte zwar insgesamt etwas interessanter und spannender sein, aber es zählt eigentlich auch gar nicht das Terence es schafft Big Fate einzulochen, sondern das ganze Drumherum. Wie sich Terence als Polizist aufführt, mit welchen Leuten er sich abgibt und wie er immer weiter abdriftet. Im Grunde ist er einfach ein totales Arschloch. Ein Typ den man einfach hassen muss, der sich aber dann in den richtigen Situationen für die richtigen Leute einsetzt und plötzlich nicht eigennützig handelt. Cage spielt diese Person perfekt. Es sind Grundzüge des typischen Cage-Schauspiels enthalten, aber er bringt auch neue Facetten in den Charakter mit hinein. Cage Schauspiel hier geht weit über das bekannte Over-Acting hinaus, irgendwo in Cage scheint dieser wahnsinnige Polizist wirklich zu leben. Die restlichen Charaktere werden hingegen alle eher kurz behandelt und nehmen, evtl. bis auf Eva Mendes, lediglich kleine Nebenrollen ein. Viel Tiefe erreicht keiner von ihnen, der Film dreht sich ganz um Cage und das ist auch gut so.
Cage’s Schauspiel wird von den tollen visuellen Ergüssen von Herzogs Kamera unterstrichen. Einige seltsam anmutende Close-Ups von Tieren und insgesamt der doch eigenwillige Look des Films wirken befremdlich und surreal, erzeugen aber auch dadurch genau den Look den ein Film dieses Kalibers benötigt.

Herzog hat mit "Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans" einen sehr guten Film abgeliefert. Man könnte den Film an manchen Stellen so beschreiben: Dr Gonzo aus "Fear and Loathing in Las Vegas" wurde irgendwann ganz übel mitgespielt und er ist darum nun Polizist geworden. Allein die diversen satirischen Stellen im Film, in denen Cage die verrücktesten Sachen sieht, die aber gar nicht da sind, erinnern mich frappierend an diesen Film. "Bad Lieutenant" ist ein wirrer, abgedrehter, unterhaltsamer aber auch nachdenklicher Trip durch den Sumpf in New Orleans, welcher sich hier nicht in den Außenbezirken sondern bereits im Stadtzentrum auftut. Unbedingt anschauen!

8/10