Die fetten Jahre sind vorbei

Die fetten Jahre sind vorbei

Erscheinungsjahr: 2004
Regie: Hans Weingartner

Darsteller: Daniel Brühl
Julia Jentsch
Stipe Erceg
Burghart Klaußner
Peer Martiny

Inhalt@OFDB

Nachdem ich von "Free Rainer" ja sehr angetan war, habe ich gesehen, dass vom selben Regisseur auch der Film" Die fetten Jahre sind vorbei" ist. Vorher nichts über die Story gelesen habe ich mir den Film dann auch schnellstmöglich einmal angesehen. Evtl. hätte ich die Inhaltsangabe doch mal lesen soll, denn der Film sprach mich inhaltlich weit weniger an. 2, bzw. 3 Leute die ihr eigenes Leben nicht im Griff haben verwüsten und zerstören stellenweise das Eigentum von reicheren Leuten die mehr erreicht haben als sie. Dabei fühlen sie sich natürlich verdammt cool wenn Sie Zettel hinterlassen wie "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "Ihr habt zu viel Geld – Die Erziehungsberechtigten". Also die erste Stunde war schon eine Qual. Als Identifikationsfigur taugte keiner der 3 Protagonisten. Dafür konnte ich ihre Argumente nicht nachvollziehen und die 3 wissen selber ja auch nicht mal was besser gemacht werden soll. Einige Phrasen werden raus gehauen, die sich mehr nach Gleichschaltung der Gesellschaft anhören als nach einem besserem Leben für alle. Dazu kommt in der ersten Hälfte auch ein schlimmes Impro-Schauspiel von Stipe Erceg und Julia Jentsch. Einige Sachen wirken so aufgesetzt, dass ich ins Kissen beißen wollte. Einzig Daniel Brühl kommt weitestgehend mit dieser Arbeitsweise klar und fällt nicht aus seiner Rolle raus. Nach der ersten Stunde war ich in nicht wirklich freudiger Erwartung auf die zweite. Schlimm waren auch die vielen Szenen in denen die 3 Jugendlichen im Recht dargestellt werden sollten und die Reichen als die ganz bösen Typen die diese Welt vernichten. Allein das Schicksal von Jule, dass es ungerecht ist, dass Sie den Schaden bezahlen muss wenn sie jemand anderem hinten aufs Auto fährt. Dann nicht die Versicherung bezahlt zu haben und sich noch zu wundern. Also ich kann es nicht wirklich verstehen. Dann hoffte sie wohl darauf das der Reiche sich mal schön erkundigt wen es denn da trifft. Evtl. hätte sie auch einfach nur mal anfragen können ob man sich da anders einigen kann oder ihm darlegen sollen wie ihre Situation ist. Aber dafür ist sie dann wohl auch zu viel Revoluzzer. Aber, es sollte doch noch ein Wendepunkt kommen.
Die drei müssen, aufgrund von Problemen bei einem ihrer Einbrüche, einen der verhassten Reichen Leute entführen. Burghart Klaußner brilliert in dieser Rolle und tanzt mit dem Schauspiel der anderen 3 Bauchtanz, so überflügelt er sie. Es gibt auch einige nette Gespräche, in denen der Reiche dann nicht nur als der fiese Egomane hingestellt wird. Es gibt einige gute Szenen in denen der Reiche den kleinen Revoluzzern zu erklären versucht, dass das was sie sagen auch nicht die heilige Schrift ist. Beide Seiten wissen irgendwann nicht mehr weiter, wie es schnell passieren kann in dieser Art von Gesprächen. Die 3 Hauptcharaktere preschen natürlich weiter ihre Phrasen raus die sie einstudiert haben und ermüden damit den Zuschauer und wohl auch Burghart Klaußner.
Natürlich muss er am Ende dann doch als weiterhin ganz gemeiner Reicher hingestellt werden. Und die 3 haben natürlich nichts besseres zu tun, als das TV-Programm in ganz Europa abzuschalten, womit man dann schon bei den von Klaußner vorher erwähnten Terror-Anschlägen wäre. Ganz toll.
Auf technischer Sicht weiß der Film schon zu gefallen, es wurde sehr viel mit Handkamera gearbeitet, ob jetzt wirklich jede Szene kann ich nicht mehr einschätzen, aber dadurch wirkt der Film schon sehr interessant. Ich denke, wenn einen die Story anspricht ist der Film für diejenigen ein wahrer Hit, aber für mich war der Film wohl nicht gemacht. Trotzdem hoffte ich in den 120 Minuten Laufzeit immer das auch für mich ein befriedigendes Ende dabei herumkommt, was leider nicht der Fall war. Somit war die Sichtung zwar immer interessant aber auch oft dazu noch anstrengend. Das Schauspiel der beiden die in der ersten Hälfte versagte haben, verbessert sich in der zweiten Hälfte dann.
Eine Bewertung ist wirklich schwer. Im Kern ist der Film eigentlich ja gar nicht schlecht. Er bietet sogar solide Spannung, eine recht gute Erzählweise und auch später halbwegs brauchbare Schauspieler. Nur die Story selber spricht halt wirklich nicht jeden an. Die einen sind sichtlich genervt, andere feiern sicher ihre neuen Volkshelden. War ich bei "Free Rainer" noch mit der Revolution einverstanden(es wurden "nur" Quoten verändert", ist es hier für mich weitaus unverständlicher. Ich habe 2 Möglichkeiten. Keine Bewertung oder ein Aufwiegen von gut und schlecht was dann irgendwo bei 5 oder 6 landen würde. Naja:

6/10 (Revoluzzer addieren 3 Punkte)