Enter The Void

Enter The Void
Originaltitel: Enter The Void – Erscheinungsjahr: 2010 – Regie: Gaspar Noé

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Darsteller: Nathaniel Brown, Paz de la Huerta, Cyril Roy, Emily Alyn Lind, Jesse Kuhn, Masato Tanno, Olly Alexander, Sara Stockbridge, Philippe Nahon, Edward L. Papazian u.A

Filmkritik: Ach ja, der Gaspar Noé… Zu Beginn möchte ich erstmal auf „Jörg Buttgereits kurze und knappe Review des Films“ hinweisen, der dem Kern des Ganzen schon ziemlich nahe kommt. Er beschreibt Noés Schaffen irgendwo zwischen Arthouse und Exploitation. Zwischen beiden Faktoren ist leider „Enter The Void“ gefangen, nur das Noés eigener, anscheinend leider ziemlich limitierter Ideenkosmos noch als dritte Instanz an der eigentlich großartigen Idee zerrt, einen Film über eine Todeserfahrung bis hin zur Wiedergeburt aus der First-Person-Perspektive des Gestorbenen zu drehen. Angefangen bei den inhaltlichen Elementen, die oftmals krass künstlerisch oder übertrieben schockierend wirken wollen bis hin zu der Einsicht, dass leider das Präsentiere, wenn man einen oder gar beide Vorläufer von Noé gesehen hat, sogar komplett vorhersehbar ist ab der ersten Viertelstunde. Gerade bei einem Streifen wie „Enter The Void“ ist das natürlich eine Schande. Übersinnlich ist hier wenig, denn besonders das „Sinnliche“ geht Noé leider komplett ab, denn hinter dem nächsten versteckten Schwenkschnitt wartet bereits die nächste ach so skandalöse Szene und auch die Unfähigkeit des Regisseurs mal zur Ruhe zu kommen, um wirklich sinnlich zu werden, ist „Enter The Void“ extrem abträglich. Insgesamt ist der gesamte Inhalt wenig mehr als der typische pseudo-skandalöse, aber in seinem Herzen eher furchtbar gewöhnliche Kunstschocker, der sich überdies viel zu extrem selber erklären will, um somit, wie Buttgereit schon schön meinte, am Ende dann doch wieder ziemlich banal zu werden…

…ABER…

…aber es gibt ja auch noch die optische Seite des Films und dazu kann man nur sagen: Wow! Was die Macher hier auf die Beine gestellt haben ist einfach nur der Wahnsinn. Einzig das Element, dass man partout keinen Schnitt machen will und deshalb über dreißig Mal (gefühlt kann man eine Null dahinter dazusetzen) einen rasanten Schwenk über Tokio zur nächsten Szene macht kommt wieder in die prätentiöse Richtung, in die auch der Inhalt strebt. Auch oder gerade ohne dieses sich immer wiederholende Element hätte man dem Ganzen wohl lieber zugeschaut und seine „suspension of disbelief“ noch eher erhalten. Aber das war es dann auch mit dem Negativen zum Film, denn es hat selten so eine rein hypnotische Optik gegeben wie hier. Farbspielereien, wabernde Chakren die das Bild beherrschen und flimmernde Bildsequenzen stehen an der Tagesordnung in diesem Neo-Alptraum, glühend golden erscheinende Geschlechtsteile gibts gratis obendrauf! „Das ist sicherlich der erste Film der ich kenne, der schlecht für die Augen ist!“ sagte mein Mitzuschauer zur Optik des mit ausgewählt guten Sourround-Sounds unterstützten Jenseitstrips. Auf die Dauer desorientierend und noch lange auf der Netzhaut nachflimmernd ist „Enter The Void“ optisch nicht von dieser Welt und will es auch gar nicht sein.

Zumindest das hat Gaspar Noé mit seinem Film geschafft: Optisch wird man wahrlich in dessen Bann gezogen. Mein Tipp dazu: Die BLU-Ray in die Heimkinoanlage legen und solange man kein Französisch kann, am besten trotzdem mit der Heimtonspur ohne Untertitel anschauen. So bleibt man vor den meisten, oftmals ziemlich hohl-prätentiösen Dialogen verschont und versteht trotz allem sämtliche Elemente des Films und kann sich noch besser auf diesen knapp drei Stunden dauernden Trip einlassen, der trotz seiner vielen Mängel zumindest einmal eingeworfen werden sollte.

„Enter The Void“ ist filmisches Psilocybin und ver“dmt“ trippy!

Filmbewertung: 6/10