My Soul to Take

My Soul To Take
Originaltitel: My Soul To Take- Erscheinungsjahr: 2010 – Regie: Wes Craven

Darsteller: Max Thieriot, Frank Grillo, Nick Lashaway, Zena Grey, Denzel Whitaker, Emily Meade,  Nicole Patrick, Trevor St. John, Dennis Boutsikaris, Danai Jekesai Gurira, Shareeka Epps, Hannah Hodson u.A.

Filmkritik: Es ist mal wieder Slasherzeit! Nachdem in den letzten Jahren Foltermeister und Inzestkannibalen die Horror-Landschaft genauso dominiert haben wie ironische Seitenhiebe alla „Hey, das ist hier ja alles wie in einem Horrorfilm, haha!“ ist Wes Craven zur Stelle um mal wieder die guten, alten Schlitzer zurück ins Kino zu führen. Am meisten wird natürlich „Scream 4“ von ihm erwartet, aber vorher hatte er „My Soul To Take“ abgedreht, der auch all das bietet was ein klassischer Slasherfilm sonst alles aufgefahren hat:

Ein irrer Killer mit multiplen Persönlichkeiten wird endlich von der Polizei geschnappt, extrem stark verletzt, aber kann trotzdem bei seinem Abtransport im Krankenwagen für einen Unfall sorgen und seine Leiche wird niemals gefunden. Sechszehn Jahre später ist der Ort und Tag des vermeintlichen Killertodes längst in die Partytradition der Jugendlichen eingegangen, es werden Lagerfeuergeschichten über den „Riverton Killer“ erzählt und darüber, dass am Abend seines Todes sieben verschiedene Kinder geboren wurden, die angeblich alle einen Teil dessen Seele enthalten sollen. Und natürlich wird an diesem sechzehnten Todestag des Killers schon bald einer der Sieben erstochen aufgefunden und die Jagd beginnt, im Mittelpunkt steht Bug, ein Außenseiter und Teil dieser sieben Jugendlichen, der in den weiteren Tagen einige Geheimnisse lüften wird…

So weit, so klassisch. Wes Craven scheint das genaue Gegenteil zu „Scream“ im Sinn gehabt zu haben. Hier bei „My Soul To Take“ wird nichts ironisch gebrochen, keine Insiderjokes werden rausposaunt und alles geht eine gute Ecke ruhiger und ernsthafter zu, als noch bei so ziemlich allen Slasherfilmen der letzten 15 Jahre. Das geht dann aber auch so weit, dass Craven dickste Klischees ohne mit der Wimper zu zucken ernsthaft inszeniert. Etwa wenn das hübsche, beliebte Mädchen auf das der Außenseiterheld steht die Treppe in Slow-Mo und mit leicht wehenden Haaren im Gegenlicht herunterkommt. Die Trennlinie zwischen „konsequent old-school“ und „hemmunglos veraltet“ ist da fließend und abgeklärte Zuschauer werden wohl ihre liebe Not mit all den bierernst vorgetragenen Stereotypen haben.

Zusätzlich gibt es ein paar wenige Morde, die sich ebenfalls ziemlich zahm ausnehmen im Hinblick auf die heutige Horrorkultur und Fans von „Saw“ oder „Hostel“ werden sicherlich maximal ob der Zurückhaltung eine Augenbraue hochziehen. Auch die Optik ist eher auf dem Stand der 80er und bietet wenig überstilisiertes. In der eigentlichen Handlung wird dafür so manches stilisiert, vor allem der kalifornische Kondor, der des Öfteren in Handlung oder Bild erwähnt wird und auch zuständig ist für einen ziemlichen „Was zum Teufel…?!?“ Moment in der Handlung, der wohl jedem Zuschauer im Gedächtnis bleiben dürfte.

Die Schauspieler machen derweil ihre Sache ziemlich ordentlich und können ihre Figuren auch schnell sympathisch machen. Das hilft dann auch bei der eigentlichen Krimi-Handlung, denn zwischen Seelenwanderungsgrundidee und Killerjagd wechselt der Film bis zum Finale immer hin und her, bevor es dann am Ende eben die große Auflösung gibt. Auf dem Weg dahin werden dann auch zig verschiedene Slasherfilme der golden Ära (von Carpenters „Halloween“ im Finale, wenn sich zwei Jugendliche in einem Wandschrank verstecken wie damals Laurie Strode, bevor der Killer jenen einreißt, über obskure Referenzen wie die Erscheinungen im Badezimmerspiegel alla „Freitag der 13. Teil 8“ bis hin zu dem obligatorischen, gruseligen Telefonanruf) zitiert, was aber Craven, der auch von Interviewern darauf angesprochen wurde, aber angeblich nicht aufgefallen sein soll.

Schlussendlich ist „My Soul To Take“ ein, wie sagt man doch neudeutsch so schön „throwback“ in die goldene Zeit des Slashers, wo noch nicht alle Figuren wussten, dass sie in einem Horrorfilm mitspielen und wo es im Wald zwar einen Killer mit Maske, nicht jedoch mutierte Mutantenkannibalen oder sonstiges gab. Wem die klassischen Slasher schon immer Spaß gemacht haben und der Lust hat so etwas mal nicht im Fernsehen, sondern auf der Leinwand zu sehen, der kann ruhig ins Kino gehen. Vielleicht erwischt er ja auch eine 2D Vorstellung des Films, denn die Wandlung in die dritte Dimension war von den Produzenten nur ein Mittel auf die Schnelle mit Wes Cravens Film noch ne zusätzliche Mark zu machen. Ausgelegt war der Streifen nicht im Geringsten auf dieses Format. Aber insgesamt war „My Soul To Take“ für Craven wohl ein ganz wichtiger Film, den nach dessen mehrjähriger Regieabstinenz musste er wohl erst einmal einen ernsten Schlitzerfilm drehen, bevor er mit „Scream 4“ das gesamte Horrorgenre dann mal wieder (hoffentlich gut) durch den Kakao zieht.

Filmbewertung: 7/10