Priest

Priest
Originaltitel: Priest – Erscheinungsjahr: 2011- Regie: Scott Charles Stewart

Darsteller: Cam Gigandet, Karl Urban, Paul Bettany, Maggie Q, Lily Collins, Christopher Plummer, Stephen Moyer, Brad Dourif, Mädchen Amick, Bill Oberst Jr., Alan Dale, Julie Mond

executor lässt sich aus:

Filmkritik: Es ist definitiv kein gutes Zeichen, wenn sich nachher in der Redaktion (gut, im Auto nach dem Film, aber das hört sich so unoffiziell an) darüber gestritten wird, wer denn nun das Review zu einem gerade gesehenen Film schreiben muss. Da der Autor dieser Zeilen beim Münzwurf auf Zahl gesetzt hat dürfte nun auch klar sein, welches Motiv dann nachher gewonnen hat.

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Vielleicht ist ein Münzwurf aber auch eine gute Analogie im Hinblick auf die Weiterempfehlung des Films, denn, so weit sei es schon verraten „Priest“ kassiert auf der gefühlskalten Filmbewertungspunkteskala schlicht und ergreifend das komplette Mittelmaß. In einer Mega-City, die an Blade Runner erinnern soll, obwohl man maximal „Judge Dredd“ ständig vor Augen hat leben nach einigen Jahren des Krieges desillusionierte Anti-Vampir-Jedis namens „Priester“, die von der an der Macht befindlichen Kirche stiefmütterlich behandelt werden. Der Helden-„Priest“ gespielt von Paul Bettany hat viele schlimme Erinnerungen an den Krieg, unter anderem daran, dass er seinen besten Freund verloren hat. Doch der, gespielt von Karl Urban taucht bald wieder auf, denn man muss wissen: In der Welt von „Priest“ sind die Vampire ein eigenes Geschlecht augenloser Monsterwesen, die sich maximal menschliche Sklaven als Blutbatterie halten, einen menschlichen Vampir aber gab es bislang nicht. Bis eben nun auf Priests verlorengeglaubten Kameraden, der sich gleich durch dessen restlichen Freunde metzelt und ein Kind als Geisel nimmt, um eine Konfrontation mit seinem alten Kameraden zu provozieren, während die Vampire weiter daran arbeiten, aus den ihnen auferlegten Reservaten auszubrechen und die Menschenwelt anzugreifen…

So weit, so klischeehaft, aber mit genügend Potential um einen unterhaltsamen Abend zu verbringen. Maggie Q als hübsche Priestess ist auch mit dabei und für kurze zwei Szenen hält sogar Brad Dourif sein Gesicht in die Kamera. Währenddessen ist Bettany als „Priest“ ziemlich heldenhaft und Urbans vampirisierter „Black Hat“ (ja, der wird im Abspann so genannt) kommt zwar eher rüber wie ein Samstag Vormittags Zeichentrickserienschurke, aber das gehört sich eigentlich schon für so eine cheesy Grundstory.

Gleichzeitig weiß Scott Charles Stewart, der den ebenfalls mit viel ungenütztem Potential aufgeladenen „Legion“ inszeniert hat, auch ganz hübsche Actionszenen abzufilmen. Generell wirkt der Streifen vom Look her wie ein vergessenes Sequel zu „Resident Evil“ und erinnert besonders in den Wüstenszenen des Öfteren an den dritten Teil dieser umstrittenen Videospieladaption. Es wird viel auf Slow-Motion mit Matrix-Moves gesetzt und wenn etwa der „Priest“ von seiner Partnerin in die Luft geschleuderte Steine als Treppenstufen benutzt, so ist das Ganze physikalischen Gesetzten strotzender Blödsinn der aber wenigstens Laune macht. Gerade letztgenannter Punkt kommt aber leider viel zu wenig zum Zuge.

Statt einfach ein düsteres Endzeit-Actiondrama zu inszenieren mit schweigsamen Charakteren bekommt der Zuschauer wie auch der Hauptdarsteller in Form von Cam Gigandets Sherif-Figur einen nervtötend-nutzlosen Sidekick vorgesetzt, damit auch jede ach so unnennenswerte Kleinigkeit für den Zuschauer noch mal wiedergekäut werden kann. Das die Figur gleichzeitig wenig mehr macht als Screentime zu rauben ist dann einer der ersten großen Fehler der Macher gewesen.

Von der Zukunftswelt in „Priest“ sieht man kaum etwas. Wenn etwa Stallones spaßiger Comicbook-Blödsinn „Judge Dredd“ die Nase meilenweit voraus hat im Bezug auf die Darstellung einer apokalyptischen Mega-City, dann macht man irgendwas falsch. Angefangen bei den direkt aus diesem und „Blade Runner“ geklauten Stadteinstellungen wird nicht ansatzweise eine interessante Welt geschaffen, was sich leider auch in der Einöde fortsetzt. Im Ödland wirkt alles leicht nach Steampunk-Western, aber auch hier gibt es kaum bis gar keine Akzente setzende Ideen. Einzig die Vampir-Reservate sind ansatzweise interessant dargestellt, bekommen aber auch nur einen kleinen Teil der Laufzeit spendiert. Am ehesten erinnert das Gezeigte an „Mutant Chronicles“, der eine ähnliche Endzeit-Welt aufbaut und mordlüsterne Mutanten ins Feld führt. Gerade auch der religiöse Aspekt existiert in beiden Filmen, die sich inhaltlich kaum etwas geben, obwohl die Mutanten am Ende mit mehr handfester Action und kreativerer Steampunk-Welt doch ein wenig die Nase vorn haben.

„Ich bin nun mächtiger und stärker als du es je sein wirst!“

Oder „Egal was du hörst, du darfst nicht schreien.“ Oder: „Wenn sie ein Vampir ist, wird er sie wirklich töten?“ Oder oder oder. Was altbekannte Dialoge angeht, die ohne große Mühe neu verwurstet werden, hat „Priest“ eindeutig die Nase vorn. Würde man ein Trinkspiel machen, bei dem man bei jedem schon zigfach gehörten Klischeesatz einen hebt, so wäre es wohl das Beste spätestens ab der Mitte des Geschehens einen Krankenwagen zu rufen. Wenn die Figuren ihren Mund aufmachen, so gibt es entweder solche sattsam bekannten Dialog-“Perlen“, oder, noch schlimmer, mehrfache Wiederholungen bereits durchgekauter Story-Eckpunkte. Auch hier wieder schuldig daran: Der Sidekick. Dabei ist Bettany der wortkarge Rächer wie auf den Leib geschneidert und so sind eben die wenigen wortlosen Szenen auch die Besten am Film. Auch Urban strahlt, wenn er denn mal seine Klappe hält, um etwa gegen Mitte des Films ein Massaker anzurichten, bei dem er verträumt durch die Straßen zu wandeln und die mit klassischer Musik unterlegte Metzelei mit den Händen zu dirigieren scheint. Überraschend intensiv, aber leider ziemlich allein auf weiter Flur.

Um es mal kurz abzuhaken: Die PG-13 Jugendfreigabe aus Amerika ist wohl mit das Zeigefreudigste, was bei diesem Ami-Rating bislang erschienen ist. Blut, Schleim und eine überraschend graphische Zeichentrickeinleitung lassen des Öfteren an diesem Rating zweifeln und rechtfertigen absolut die hiesige 16er Freigabe des Films. Aber das rettet den Streifen leider auch nicht. Bei den Monstern ist das Figurendesign überraschend gelungen, aber generell gibt es ohnehin nur dreieinhalb Kreaturen, von denen eine groß angeteaste Monstrosität im Hintergrund von den Machern allerdings für einen möglichen zweiten Teil aufgehoben wurde und auch nur in einem Flashback zu sehen ist. Und da sind wir auch schon beim letzten, großen Minuspunkt des Films: Abseits der unausgegoren Weltdarstellung, den tausendfach gehörten Dialogen und des nervigen Sidekick-Gehabes samt unüberraschenden Wendungen, so ist der Schluss ein absoluter Schlag ins Gesicht. Frei nach dem Motto: „Das reicht jetzt, wenn ihr mehr wollt, geht in die Fortsetzung!“ knallt nach 80 Minuten bereits der Abspann ins Bild, mehrere oder eigentlich sogar fast alle Plots hängen weiter in der Schwebe und es gibt nicht das kleinste Gefühl eines sinnvollen Story-Abschlusses.

Das Ganze ist dann sogar weniger ein „Cliffhanger“-Ende, sondern wirkt eher wie der typische Schluss eines durchschnittlichen Superhelden-Cartoons, dessen Fortsetzung man dann am nächsten Wochenende präsentiert bekommt. Da dies hier aber eben nicht der Fall ist, kann man das Gezeigte schon als Zuschauerverarschung werten und versetzt dem ansonsten eben durchaus hübsch fotografierten Endzeit-Schlock den finalen Stoß in die absolute Mittelmäßigkeit.

Den Film über kommt man sich nicht unbedingt um sein Geld komplett betrogen vor, dass passiert erst am Schluss, so oder so kann man „Priest“ aber eben nur den Leuten empfehlen, die vielleicht „Legion“, „Resident Evil“ oder den „Mutant Chronicles“ oder gleich allen dreien etwas abgewinnen konnten, nur sollte man sich eben auf eine nicht wirklich abgeschlossene Handlung vorbereiten.

Ob es jemals die mögliche Fortsetzung gibt steht momentan ziemlich in den Sternen, aber auf jeden Fall kann man aus dem Geschichtspotential des filmischen „Priest“-Universums sicherlich noch deutlich mehr rausholen als hier. Im Endeffekt kann man also eine Münze werfen, ob man „Priest“ im Kino sieht, da man doch 80 Minuten lang unterhalten wird, aber nachher filmisch eben absolut nicht satt ist. Oder man wirft am besten eine Münze um zu entscheiden, ob man nun die ungeschnittene JK-Fassung der „Mutant Chronicles“ kauft, statt den wohl etwas teureren „Priest“ in 3D im Kino zu sehen. Bei so viel Durchschnittlichkeit kann man sich eben kaum entscheiden, was nun das kleinere Übel wäre.

Filmbewertung: 5/10

P.S.: Das konvertierte 3D des Films hat gute und weniger gute Momente. Insgesamt absolut kein Totalverlust, aber etwa „Thor“ wirkte das besser übertragen, auch wenn in mancher Wüstenszene durch die dritte Dimension die weitläufige Trostlosigkeit extrem gut unterstrichen wird. Wie gesagt, schlecht ist die Konvertierung nicht und auch die Actionszenen leiden nicht unter einem Verwischeffekt. Alles in Allem in Ordnung, zumindest mit Shutterbrillen-Technik.

Weniger in Ordnung dürfte wohl sein, dass der dem Film zugrunde liegende Manhwa, ein koreanischer Manga, anscheinend bis auf einige optische Konzepte kaum etwas mit dem Quellenmaterial zu tun hat. Persönlich kann ich durch eigenes Nichtlesen der Vorlage wenig darüber sagen, aber im Hinblick auf die wikipedia-Seite des Comics gab es eigentlich keinerlei Gemeinsamkeiten jenseits der „Priester“- und generellen Endzeit-Western-Optik.


C4rter meint trotz des Münzwurfes noch dazu:

Filmkritik: In "Priest" ist die Welt in unbestimmter Zukunft wieder mal vor die Hunde gegangen. Ein viele Jahrhunderte andauernder Krieg zwischen Menschen und Vampiren hat die meisten Landstriche verwüstet und die Menschen dazu gezwungen in Megacities zu ziehen, regiert von der Kirche die den Krieg gegen die Vampire führen.
Ein Priester (
Paul Bettany), der sich in den letzten großenn Schlachten gegen die Vampire als großer Gotteskrieger hervorgetan hat, lebt nun inmitten anderer unterdrückter Menschen in der Finsternis der ummauerten Städte. Doch als seine Nichte (Lily Collins) auf einer Farm vor der Stadt von einer mordenden Bande von Vampiren entführt wird, widersetzt sich der Priester der Kirche, bricht seinen heiligen Eid nicht mehr in den Krieg zu ziehen und macht sich auf seine Nichte finden, ehe es den Vampiren gelingt, sie zu einer der ihren zu machen. Auf seinem Kreuzzug wird er unterstützt von dem Freund der Nichte (Cam Gigandet), einem schießwütigen jungen Wüsten-Sheriff, und einer weiteren ehemaligen Gotteskriegerin (Maggie Q)

„Priest“, der neue Film des Regisseurs von „Legion“ ist die Verfilmung einer Graphic Novel von Min-Woo Hyung. Durch die Laufzeit von gerade einmal 87 Minuten deutete sich bereits im Vorfeld ein Film an, der sich nur wenig Zeit lässt für eine komplexe Story oder wirkliche Charakterentwicklung. So sollte es dann auch kommen…

Man befindet sich in einer Endzeitwelt die in vielen Punkten an „Judge Dredd“ erinnert. Die Megacities des Dredd-Universums gibt es auch in „Priest“, doch regieren dort nicht die Judges sondern die Kirche führt die Menschen mit eiserner Hand. Die geistlichen haben mit den sogenannten Priests die Welt von einer Vampirbrut bereinigt und die Priests anschließend ihres Amtes enthoben, da diese von keinem Nutzen mehr waren.

Der Stil des Films ist wohl bereits sein größer Pluspunkt. Die Endzeitwelt die sich direkt vor den hohen Mauern der Megacity auftut weiß mit langen Wüsten die in sehr blassen Farben gehalten sind schon zu gefallen. Zwar reißt der Film mit diesem sehr trostlosen Setting keine Bäume aus, aber die Mischung aus Endzeit und Western weiß irgendwie doch zu gefallen. Die vereinzelten, industriell gehaltenen Dörfchen und Anlagen die der Priester aufsucht, passen zudem auch wunderbar ins Bild und insgesamt wird eine halbwegs glaubhafte Welt kreiert. Das Ziel diese mit einem interessanten Film zu füllen schlägt dann allerdings leider größtenteils fehl.

„Priest“ hat einige Probleme die die weiteren Erwartungen in den Film bereits recht früh im Zaun halten. Es fängt bereits im Aufbau der Story an. Der Film gibt sich als krude Mischung aus verschiedenen filmischen Vorbildern und Stilen. Endzeit wird vermischt mit etwas Sci-Fi, es gibt Horrorelemente aber auch viele Elemente des Western bis hin zu einer Art Steampunk-Welt. Nicht zu vergessen die kirchlichen Aspekte.
Inmitten dieser Welt folgt ein manchmal etwas überfordert wirkender Paul Bettany der soweit simplen aber seltsam unzusammenhängend erzählten Story um die zurückgekehrten Vampire und die erneute Bedrohung der Menschheit. Unterstützung bekommt er von einem Sidekick (Cam Gigandet) der auf der Suche nach der Tochter einer, von den Vampiren abgeschlachteten Familie ist. Doch dieser Sidekick, der als Charakter eine Art Western-Sherriff verkörpert, stellt sich schnell als Problem heraus. Wirklich gut in den Film integriert wird er nicht und der Entwicklung von Bettanys Figur steht er dazu auch noch immer im Weg herum. Besser wäre es wohl gewesen die erst später auftauchende Maggie Q, die eine Priesterin spielt, direkt von Beginn an, an die Seite von Bettany zu stellen und den Film um diese beiden Figuren zu entwickeln. Denn die Chemie zwischen Bettany und Q passt und Q macht jederzeit einen besseren Eindruck als Gigandet in seiner unvorteilhaften Sidekick Rolle die sehr schnell beinahe jegliche Daseinsberechtigung verliert.
Wie so oft sehr überzeugend ist aber auch hier wieder Karl Urban, der den Bösewicht vortrefflich spielt. Leider kommt er einfach viel zu selten vor um seine Bad-Ass Performance voll auszuspielen, das was man von ihm sieht sind aber definitiv jedes Mal kleine Highlights.

Mit der mangelhaften Charakterentwicklung einher gehen auch die Dialoge, die von Inhaltslos bis hin zum absoluten Haare raufen alles beinhalten. In „Priest“ wird ähnlich sinnlos daher geschnattert wie schon in „Legion“, dem letzten Film des Regisseurs. Und auch wenn der Drehbuchautor ein anderer ist, bedeutungsschwangere Dialoge über Belanglosigkeiten scheinen eine Art Markenzeichen zu sein.
Die Action orientiert sich weitestgehend am Genrestandard und wirkt zumeist wie aus einem Film der „Resident Evil“ Reihe ausgeschnitten. Dieser Stil, der viel auf Zeitlupen und stylische Schnittfolgen setzt, mag man entweder oder man mag ihn nicht. Zu „Priest“ passte er nicht immer perfekt, er wirkt allerdings zumeist ganz stimmig und unterstützt vor allem die mystische Aura die die Priests umgibt. Denn diese sind wohl am ehesten mit Jedi-Rittern zu vergleichen, haben sie doch einige Spezialfähigkeiten auf Lager.

Insgesamt ist „Priest“ wohl das was man vom Material erwarten durfte. Der Trailer wirkte bereits eher unstimmig und das fertige Werk bestätigt dies. Der Film ist flott und die Story ist ganz knackig geschrieben, man muss allerdings einige Probleme in Kauf nehmen. Abgesehen von den bereits erwähnten Schwierigkeiten trifft dies vor allem auch aufs Ende zu. Der Film steuert auf einen großen Showdown zu, der dann auch kommt, anschließend aber alles andere als abgeschlossen wirkt. Zwar weiß man, dass der Film sein komplettes Pulver verschossen hat und die Macher offensichtlich auf einen Nachfolger schielen, etwas enttäuschend ist dieses offene Ende aber in jedem Fall. Spätestens hier kommt dem Film seine kurze Laufzeit vollends in die Quere.

Filmbewertung: 5/10

Doppel-Review-Notenschnitt: 5/10